Heute habe ich in vollen Zügen das Meer genossen. Erst morgens beim Schwimmen und dann abends zum Sonnenuntergang. Jeden Tag finden sich hier Menschen vor einem bestimmten Strandcafe zusammen, um in der untergehenden Sonne beieinander zu sitzen, die eigenen Talente vorzuführen und spontan Musik zu machen. Dieses Mal gab es eine irre Mischung aus eigentlich uncoolen Instrumenten wie Flöte und Akkordeon und umso cooleren Instrumenten wie ein kleines Waschbrett mit Stöckchen (kenne ich aus dem Grundschul-Musikunterricht) und zwei Trommeln. Eigentlich hat nur Chris mit einem indischen Saiten-Instrument gefehlt. Das Problem ist nur: Unter all den Hippies bin ich die grauste aller grauen Mäuse, ähnlich unauffällig wie Sand im Sand. Mein Nasenstecker wirkt hier lächerlich bieder. Wenn ich nicht bald was Verrücktes mache, werde ich nie einen Menschen kennenlernen. Hat jemand ne Idee?!
Die Abendstimmung in Goa ist absolut irre. Unzählige Menschen finden sich unabgesprochen zusammen und machen, was ihnen gefällt: mit Kegeln oder Feuerstangen jonglieren (s. Bild o.), , Meditieren, Tai Chi (s.Bild) oder zu den Musikklängen die Hüften schwingen. Ein paar diskutieren oder sitzen einfach nur da und gucken sich all die bunten Leute an – so wie wir heute. Der Feuerjongleur steht nicht einfach nur am Strand, nein, er watet auf eine Sandbank im Meer, damit man ihn auch von überall aus gut sehen kann. Die Menschen sehen so unfassbar interessant aus, dass sie eine Mischung aus Neugier, Freude und einem „Ich-bin-so-langweilig“-Gefühl auslösen. Und zwar alles gleichzeitig. Ich verstehe, dass Menschen hier oft monatelang bleiben oder immer wiederkommen. Nur dass ich überhaupt keine bekifften Leute sehe, verwundert mich ein bisschen.
Den Rest des Abends würde ich – zu Teilen – lieber vergessen. Miriam und ich essen noch etwas in einem kleinen indischen Lokal (es gibt immerhin zwei Gerichte-Variationen). Drei Typen setzen sich an den Nachbartisch, einer davon mit pinkem Hippie-T-Shirt, blonder Afro-Mähne, seltsamer Mimik und einer lustiger Art zu reden. Ich: „Der ist jetzt aber bekifft, oder?“ Miri: „Nein, ich glaube der ist so.“ Ich: „Nein, der hat doch Drogen genommen!“ Miri: „Nein, ich glaube echt nicht.“ Ich: „Okay. Voll witzig, dass die uns hier den Kokosnuss-Shake in Biergläsern servieren.“ Der Hippie: „Jaja, die Deutschen und ihr Bier…“
Miri macht mir anschließend klar, dass der „Kiffer“ Niederländer ist und als Pantomime und Clown auftritt – was sowohl Aussehen als auch Mimik als auch seine Art des Sprechens erklärt. Ich hoffe es war dunkel genug, dass er mich nicht wiedererkennt (was bei den grellen indischen Spar-Birnen praktisch unmöglich ist). Ich habe mich einfach zu sicher gefühlt! Der niederländische Hippie-Clown ist der erste deutsch-verstehende Mensch, der mir hier begegnet. Das nächste mal frage ich ihn besser direkt, ob er gekifft hat.
BegegnungsGedanken 
Etwas Verrücktes muss also her. Wie wär´s mir einer abgewandelten Übung aus der Mystagogik? Alle 10 min auf die Brust schlagen, vielleicht bei Anderen im Vorbeigehen?
Ach, vielleicht wirst Du genau weil Du nicht so ganz im Mittelpunkt stehst zum Star – oder Du gehst auf den nächsten Markt und holst Dir zumindest die ersten Pumphosen und Tunikas in Pink.
Und Vorsicht: Deutschsprechende sind immer und überall ;)!
Tattoo
Ich fände Dreadlocks ja top! Oder du läufst immer oben ohne rum- das fällt bestimmt auch auf!
Aber eigentlich wollte ich ja was ganz anderes sagen:
Du hast das gar nicht nötig, so zu übertreiben wie die anderen da. Das Interessanteste an Menschen ist immer ihre Authentizität.
Hach…da bin ich grade glatt von mir selbst gerührt… 😉
Ach, ihr seid toll! 🙂 Habe mich nach dem ersten „Ich-bin-so-langweilig-Gefühl“ dann auch dafür entschieden, all die Dinge die mich hier cooler machen würden NICHT zu tun. Dann habe ich aber beim Schlammbaden eine Russin kennengelernt dir ihren ganzen Körper mit Henna bemalt hat und mir auch ein Henna-Fußtattoo verpasst hat. Ob das ausreicht? 😉
Du hast ein Henna-Fußtattoo? Wie cool ist DAS denn!?!
Ich finde, das reicht völlig – denn Dein ganzes Wesen ist besonders genug, dass Du es gar nicht nötig hast, durch irgendwelche Äußerlichkeiten von Dir reden zu machen! Da gebe ich Almut Recht und unterstütze sie mit mindestens fünf Stimmen!
Kommt nach dem Schlammbaden Schlammcatchen? Das wäre sicher lustig, wenn es rein spielerisch bleibt… 😉
Wie Sand im Sand – das ist die Untertreibung des Jahres. Wenn schon Sand im Sand, dann besonders funkelnd oder so – wie Bernstein oder eine Perle oder …
Ich bin gespannt, was Du noch alles erlebst und würde sehr gern ein Foto von Deinem Tattoo auf dem Fuß sehen!